Geschichte

NORF – DERIKUM

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,
„die Gegenwart – Brauchtumspflege und Nachbarschaft zwischen Kirchturm und Minarett“

Tatsächlich ist Norf geprägt durch ein reges Vereinsleben und ein gemeinsames Leben von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Alter und Nationalität.

Eigentlich besteht Norf aus zwei Teilen:

dem alten Norf rund um St. Andreas und östlich der Bahnlinie dem Ortsteil Derikum mit der Moschee. In beiden Teilen wohnen jeweils weit über 5.000 Menschen. Viele von Ihnen haben Norf als Wohnort für sich und ihre Familie auch wegen der verkehrsgünstigen Lage mit Autobahnanschluß und S-Bahnhof gewählt. Norf ist ein Stadtteil im Grünen mit Tradition und Zukunft. Mit dieser Ausführung möchten wir die Bürgerinnen und Bürger von Norf, insbesondere auch die Neubürgerinnen und Neubürger, über das Umfeld informieren, über die Geschichte, über kommunale, soziale und kirchliche Einrichtungen, über Entwicklungen und geplante Maßnahmen.

Die Vergangenheit: Vom Steinbeil-Schwinger zum Security-Spezialisten

Schon in der jüngeren Steinzeit vor etwa 6000 Jahren waren im Gebiet des heutigen Norf Jäger und Sammler unterwegs. Funde von Steinbeilen und Speerspitzen zeugen von ihren Aktivitäten. Auch die Eisenzeit hat ihre Spuren hinterlassen. Archäologen bargen Urnen und andere Gefäße aus Gräbern dieser Zeit. Norfs Frühgeschichte beginnt mit den Römern, die von 16. v. Chr. an fast 500 Jahre an Rhein und Erft lagerten. Die im Umkreis liegenden Gutshöfe versorgten die in „Novaesium“ stationierte 6. und 16. Legion; in der „Etappe Norf“ erholten sich wahrscheinlich verdiente Soldaten. Funde aus dieser Zeit füllen die Museen und zieren manch heimischen Kaminsims. Dagegen sind die Hinterlassenschaften aus der dann folgenden fränkischen Zeit recht spärlich. Erstmals urkundlich erwähnt wird anno 1223 ein „norpe“; ursprünglich der Name eines Bachlaufes, nach dem die daran liegende Siedlung benannt wurde. Etwa ab 1300 gehörte das Kirchspiel Norf zum kurkölnischen Amt Hülchrath. Die Althöfe Vellbrüggen, Müggenburg, Sandhof, Derikumer Hof und Norfer Hof, alle in der Nähe des Norfbaches und im kirchlichen Besitz, bestimmten das Gesicht der Ansiedlung. Im Bannkreis von Neuss gelegen, hatte Norf mehrfach unter kriegerischen Attacken späterer Zeiten zu leiden: 1475, als Karl der Kühne mit seinem Heer Monatelang gegen die Mauern von Neuss anrannte, hielten sich die Truppen im Hinterland schadlos. 1586 legten spanische Söldner des Ernst von Bayern Norf in Schutt und Asche.

Ab 1794 besetzten die Franzosen mit ihrer Sambre- und Maasarmee die Gegend. Norf wurde um 1800 zusammen mit Rosellen „Mairé de Norff“. Im Gemeindegebiet Norf, Derikum, Elvekum, Stüttgen und Bettikum waren zu dieser Zeit 319 Einwohner registriert. Die Völkerschlacht bei Leipzig (1813) signalisierte das Ende der französischen Fremdherrschaft. Der Königlich-Preußische Geheime Staatsrat von Gruner wurde Generalgouverneur des Niederrheins, der 1815 zu Preußen kam. 1816 gehörte Norf zum „Landkreis Neuss“. Es bildete zusammen mit Rosellen eine sogenannte „Sammtgemeinde“– das ist ein Zusammenschluss mehrerer Gemeinden zu einer Bürgermeisterei. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts überwog im „Landkreis Neuss“ die Landwirtschaft. Dadurch war die Gemeinde Norf finanziell nicht zum Besten gestellt. Für 1861 beispielsweise verzeichnen die Akten kein Einkommen aus Gewerbesteuern. Das Vermögen bestand aus Immobilien und Kapitalien. Einkünfte erhielt die Gemeinde nur durch Grundsteuern. Eine alte Chronik charakterisiert diese Zeit folgendermaßen: Norf hat keinen nennenswerten Mittelstand, nur Arme und Reiche. Von den wohl Reicheren ist bis heute ein Name besonders haften geblieben, dessen Träger durch die Heirat mit Anna Maria Dautzenberg von der Müggenburg Norfer Bürger wurde: Gabriel Grupello (1644-1730), Hofbildhauer und Schöpfer des Jan-Wellem-DenkmaIs in Düsseldorf und des Grupello-Kreuzes, das sich im Besitz der St.-Andreas-Pfarre befindet.

Norf im Jahre 1900 war eine kleine, knapp 1000 Einwohner zählende Gemeinde mit überwiegend landwirtschaftlicher Struktur. In Nachbarschaft zu den Gutshöfen hatten sich einige Handwerker angesiedelt: Schmiede, Holzschuhmacher, Schneider und Kleinhändler. Dazu ein paar Gaststätten, der Bürgermeister mit kleinem Stab (darunter der Polizeisergeant). Der Rest waren Tagelöhner und Arbeiter. Zur zunächst verhaltenen Entwicklung trug die 1855 eröffnete Eisenbahnlinie Köln-Krefeld mit dem 1856 errichteten Haltepunkt Norf bei. Der Bau einer Strom-Überlandleitung von Neuss in die umliegenden Gemeinden setzte diesen Aufschwung fort: Landwirte schlossen sich zusammen und gründeten eine Sauerkrautfabrik; eine Lumpensortieranstalt siedelte sich im Bahnhofsbereich an, eine Samenhandlung, eine Teerpappenfabrik sowie eine Kiesbaggerei boten neue Arbeitsplätze. In einer Übersicht über die bis zum 1. März 1911 angeschlossenen elektrischen Anlagen erschien Norf mit 41 Konsumenten, 646 Lampen sowie 16 Motorstationen mit insgesamt 57 Pferdestärken. Im Jahre 1912 wurde für Norf (mit Derikum) ein genauer Fluchtlinienplan aufgestellt und eine ordnungsgemäße Straßenbenennung beschlossen. 1913 zählte die Gemeinde 1259 Einwohner; ein neues Rathaus wurde bezogen. Im Zeichen der aufkommenden Kriegsjahre blieb jedoch der weitere Aufschwung aus. Der Erste Weltkrieg brachte sogar erhebliche wirtschaftliche Rückschläge und bis l936 neue Fremdeinquartierung.

Wachsende Einwohnerzahlen in Neuss und Umgebung führten zu kommunalen Veränderungen:

Norf wurde in den 1929 neugebildeten Großkreis Neuss-Grevenbroich aufgenommen, das Gebiet an der Erft mit dem Derikumer Hof ging an Neuss. Das nationalsozialistische Gemeindegesetz von 1935 bedeutete eine starke Aushöhlung der kommunalen Selbstverwaltung. Von einer selbstverantwortlichen Gestaltung der gemeindlichen Dinge durch die Bürgerschaft konnte kaum noch die Rede sein. Dem 1933 begonnenen wirtschaftlichen Aufschwung folgten bittere Kriegsjahre, vor denen auch Norf nicht verschont blieb. Ab September 1939 wurden die Einwohner mit Lebensmittelkarten und Kleidergutscheinen versorgt. Ein Jahr später, 1940, detonierten zwischen Norf und Stüttgen die ersten Bomben. Die Luftangriffe steigerten sich bis Kriegsende: Pausenloser Fliegeralarm zwang die Bewohner immer wieder am helllichten Tag und tief in der Nacht in Keller und Bunker.

Als am 4. März 1945 Truppen der USA einmarschierten, kündigte sich nicht nur für Norf ein neues Zeitalter an. Wie überall im Lande begann auch hier der Wiederaufbau. Immer mehr Gewerbe- und Industrieunternehmen siedelten sich dank einer engagierten Gemeindepolitik an – heute sind Großbetriebe mit mehr als 100 Mitarbeitern wie Esser Security Systems darunter. Das Gewerbesteueraufkommen stieg. Norf entwickelte sich zu einer verhältnismäßig wohlhabenden Gemeinde. Es wurde aber auch Heimat für viele neue Bürger aus Mittel- und Ostdeutschland, die Einwohnerzahlen schnellten rapide in die Höhe. Wohnhäuser verschiedener Stilrichtungen entstanden, in Norf Derikum und Norf-Süd entwickelten sich moderne Ortsteile. Parallel dazu wurden öffentliche Einrichtungen wie Straßen, Kanalisierung und Beleuchtung erweitert sowie Schulen, Sportanlagen und ein Schwimmbad eingeweiht. Waren 1955 noch 2735 Einwohner registriert, lag ihre Zahl 1965 bereits bei 5500. Per 30. Juni 1989 war die am 1. Januar 1975 im Rahmen der kommunalen Neugliederung zu Neuss gekommene ehemalige Gemeinde Norf bei 10 494 Einwohnern angelangt. Politisch hatte das Amt Norf, das aus den Gemeinden Norf und Rosellen bestand, mit Beginn der 60er Jahre ein Wechselbad von Eingemeindungs- und Neugliederungswünschen zu bestehen. Im Gespräch waren neue Großgemeinden verschiedener Zusammensetzung. Norf wurde dabei nicht müde, sich der Landesplanung als attraktives Zentrum zu empfehlen. 1971/72 wurde sogar ein detaillierte eigenes Konzept auf den Tisch gelegt. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Meinungen von Gemeinden, Städten,Kreisen und Landesregierung weit auseinander. Sogar die Eingemeindung der Stadt Neuss nach Düsseldorf war im Gespräch. Am 10. Juli 1974 fiel im Düsseldorfer Landtag die Entscheidung. Laut „Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise“ wurde Norf der Stadt Neuss zugeschlagen. Die Konsequenz war unausweichlich: am 31.Dezember 1974 löste sich das Amt Norf auf, der Stadtteil Neuss-Norf wurde geboren.

Die Gegenwart Brauchtumspflege und Nachbarschaft zwischen Kirchturm und Minarett

Die Statistiker haben dem Ortsteil im Neusser Süden schlicht die Nummer 27 und den Namen Norf zugeteilt. Tatsächlich aber kann der Betrachter schon auf dem Stadtplan zwei deutlich durch die Bahnlinie getrennte Teile ausmachen: Westlich der Bahn das „eigentliche“, alte Norf, Östlich der Gleise das in jüngerer Zeit entstandene Derikum. Insgesamt umfasst der statistische Bezirk Norf fast 600 Hektar Fläche. Der nördlichste Punkt Norfs reicht bis zur Erft im Süden Selikums, die südliche Grenze Norfs verläuft lang gestreckt an Schlicherum und Elvekum vorbei. Im Westen bilden die Felder Weckhovens den Abschluss, und im Osten endet mit dem Autobahnkreuz Neuss Süd die Grenze Norfs. Wie oben schon angedeutet: Norf und Derikum sind zwei Stadtteile. Das zeigt sich auch in der Bevölkerungsstruktur. In der Zahl der Bewohner liegen Norf und Derikum fast gleich auf: Zum 31. Dezember 2001 lebten in Norf genau 5407 Menschen, in Derikum waren es 5334. Da Derikum der jüngere Stadtteil mit vielen in neuerer Zeit Zugezogenen ist, ist auch der Altersdurchschnitt niedriger: In Derikum liegt der Anteil der Sechs- bis Siebzehnjährigen bei 16,7 Prozent, in Norf bei 10,9 Prozent. Zum Vergleich: In der gesamten Stadt Neuss sind 12,7 Prozent der Bewohner sechs- bis siebzehn Jahre alt. Der Ausländeranteil in Norf ist mit 4,4 Prozent weit unterdurchschnittlich, der in Derikum mit 19,5 Prozent weit überdurchschnittlich (Stadt Neuss insgesamt: 13,5 Prozent).

Doch egal welches Alter oder welche Nationalität –der Stadtteil im Neusser Süden hat allen Bürgern etwas zu bieten. Wer nach Feierabend oder am Wochenende erholsame Spaziergänge oder entspannende Fahrradtouren plant, braucht sich gar nicht über die Stadteilgrenze hinaus zu bewegen. Entlang des Norfbaches zieht sich ein Grüngürtel um den gesamten Ort – und die weiten Felder zwischen Norf und Weckhoven laden zum Radeln oder Inlineskaten ein. Auf der anderen Seite ist ein Shopping- Trip nach Neuss, Düsseldorf oder Köln überhaupt kein Problem. Denn das Verkehrsnetz Norfs ist hervorragend ausgebaut: Der S-Bahnhof liegt genau zwischen Norf und Derikum. Da dauert die Fahrt nicht länger als eine Tasse Kaffee zu trinken – schon ist der Fahrgast im Herzen der Stadt Neuss. Eine Buslinie führt ebenfalls schnell in die Quirinusstadt. Und bitte: Wer auf sein Auto nicht verzichten möchte, fährt auf die Autobahnauffahrt Neuss-Norf und kommt so schnell in die Nachbarstädte. Um die Dinge des täglichen Lebens zu besorgen, muss der eigene Ort aber gar nicht verlassen werden. Ob Nahrungsmittel, Drogerie, Apotheke oder Schreibwaren – rund um den Lessingplatz präsentieren Einzelhändler ein breit gefächertes Angebot. Und jeden Freitag bieten auf dem Lessingplatz Händler ihre frischen Waren auf dem Wochenmarkt an. Ergänzt wird das Einzelhandelsangebot in Norf durch den Standort Schellbergstraße mit dem Intermarché Markt (4000 Quadratmeter Verkaufsfläche), dem Praktiker-Baumarkt (2600 Quadratmeter) und einem türkischen Lebensmittelgeschäft im Bereich der Moschee. Auch die Derikumer gehen vor Ort einkaufen: Im alten Ortskern von Derikum entwickelte sich wohnortnah der kleine Einkaufsbereich Am Goldberg. Genau dort wurde jetzt ein Kreisverkehr fertiggestellt. Der Ersatz für die alte Ampelanlage an der Kreuzung Am Goldberg/An der Norf/Schellbergstraße gewährt nun einen kontinuierlichen Verkehrsfluß. Und an der Ruhrstraße bietet ein Aldi-Markt seine Waren an. Ein weiterer Vorteil für die Wohnqualität des statistischen Bezirks Norf: Gewerbegebiet und Wohnflächen sind deutlich voneinander getrennt. Norf verfügt über ein zentrales ausgewiesenes Gewerbegebiet im Stadtteil Derikum. Derzeit sind es ungefähr 90 Unternehmen mit rund 1800 Beschäftigten, die sich hauptsächlich im Bereich der Main und Kruppstraße sowie in kleineren Nebenstraßen nieder gelassen haben. Daneben gibt es noch im Bereich Schellbergstraße eine kleinere Gewerbefläche. Dort befinden sich rund sechs Unternehmen mit rund 160 Arbeitsplätzen. Die größten vier Firmen in Norf mit jeweils mehr als 100 Mitarbeitern sind: Esser Security Systems,  Kaufhof AG (Zentrallager), Fassbender Siepmann GmbH und Mitutoyo Messgeräte GmbH. Die Unternehmen im Gewerbegebiet kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen und weisen keine Branchenschwerpunkte auf. Nicht nur für gewerbliche, auch für effektive soziale Infrastruktur ist in Norf gesorgt. So stehen insgesamt 256 Kindergartenplätze, 129 Tagesstättenplätze und 30 Hortplätze zur Verfügung, ein Versorgungsgrad von 104 Prozent. Auf 20 öffentlichen Kinderspielplätzen kann der Nachwuchs herumtollen – zehn davon in Norf, zehn in Derikum. Und drei Grundschulen, Realschule und Gymnasium kümmern sich dann um die älter gewordene Kinder Der Spielplatz am Feuerbachweg ist einer von 20 Spielplätzen in Norf und Derikum.Ein reges Vereinsleben und ein breites Angebot an Freizeit- und Sportmöglichkeiten zeichnen den Bezirk Norf aus. Heimat- und Brauchtumsfreunden steht die St. Andreas Schützenbruderschaft Norf offen. Und auch die Norfer Narren haben sich vor einigen Jahren in einer Karnevalsgesellschaft organisiert. Eine architektonische Attraktion ist die Moschee an der Schellbergstraße. Nicht nur Muslime, auch alle Christen sind dort jederzeit herzlich willkommen, können sich das Bauwerk auch von innen ansehen und bei einem Glas Tee mit den türkischen Nachbarn ins Gespräch kommen. Daneben gibt es noch zahlreiche Vereine verschiedenster Couleur– von der Freiwilligen Feuerwehr über den Schießverein bis zur Schachgemeinschaft. Wer sich lieber sportlich betätigt, kein Problem: Beim TSV Norf ist für jeden etwas im Angebot – ob Aerobic, Basketball, Fußball oder Badminton.

Sogar ausgefallene Disziplinen wie Gardetanz sind mit im Programm. Und für Freunde von Wedge und
Iron steht der Golfplatz mit seinen Parcours in der herrlichen Hummelbachaue bereit. Die Adressen und Ansprechpartner aller Vereine und Einrichtungen sind im letzten Kapitel zusammengestellt. Nicht nur Fußball lässt sich im von-Waldthausen-Stadion spielen. Auch die Skateranlage ist bei den Jugendlichen Treffpunkt.

Quelle:
Herausgeber: Stadt Neuss, Der Bürgermeister
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Redaktion: Dr. Christoph Pütz
Peter Fischer
Fotos: Lothar Berns, Stadtarchiv Neuss
Druck: Neusser Druckerei und Verlag GmbH
Druckvorstufe: Neusser Druckerei und Verlag GmbH
Stand: Juli 2002